Silke Richter:
Wie verändern Ihre Hunde Ihren Alltag und wie lernen Sie von ihnen?
José Arce:
Meine Hunde sind ein wichtiger Teil meiner Familie und in meinen Alltag integriert. Sie spielen eine sehr wichtige Rolle für meine Arbeit, denn durch meine Hunde lerne ich jeden Tag aufs Neue, wie wichtig es ist, dass der Mensch seinem Hund Ruhe und Sicherheit gibt.
Welche Spiele und Beschäftigungen machen Sie mit Ihren Hunden am liebsten?
Ich genieße alles, was irgendwie etwas mit meinen Hunden zu tun hat. Wann immer es möglich ist, gehe ich mit ihnen spazieren oder in die Stadt, manchmal fahren wir auch einfach ans Meer oder sind einfach nur zusammen. Ehrlich gesagt, einfach alles, was mit meinen Hunden zu tun hat, macht mir Spaß. Dadurch, dass ich ein Rudel habe, ist es natürlich besonders wichtig, gemeinsame strukturierte Spaziergänge zu unternehmen. Meine Hunde geben mir jeden Tag aufs Neue das Gefühl, dass das Leben etwas Wunderschönes ist und dass man das Leben genießen soll.
Wo schlafen Ihre Hunde?
Bei dieser Frage muss ich zugeben, dass ich für meine Hunde ein Paradies erschaffen habe. Sie schlafen in einem Hundeschlafzimmer, wo jeder Hund sein eigenes Hundebett hat. Das Zimmer hat eine eigene Tür nach draußen, so dass die Hunde tagsüber oder auch nachts, wann immer sie wollen, rein oder raus können. In heißen Sommernächten lieben es meine Hunde, manchmal draußen zu schlafen und die Sterne zu beobachten.
Jetzt mal ehrlich: Wenn Sie Verwandte, Bekannte und Freunde besuchen und der Hund ist dabei – wer wird zuerst begrüßt?
Sie oder der Hund?
(lacht) Der Hund, und das ist gut so.
Wann wird ein Hund in Ihren Augen vermenschlicht?
Vermenschlichung beginnt für mich, wenn die Menschen ihre Gefühle und Wünsche auf den Hund projizieren mit der Erwartung, dass der Hund wie ein Mensch reagiert.
Gibt es Promis, mit denen Sie befreundet sind, die Ihre Hunde besonders oder aber auch gar nicht mögen? Woran liegt das?
Natürlich lieben alle meine Hunde ... und warum auch nicht? Ganz besonders erinnere ich mich gerne an den Besuch des verstorbenen Tamme Hanken bei mir, Tamme hatte eine besondere Beziehung zu meinen Doggen und das habe ich gespürt.
Wie fühlen Sie sich, wenn Ihr Hund krank ist?
In solchen Momenten leide ich besonders, denn meine Hunde sind für mich wie meine Familie und es ist besonders schlimm für mich, wenn ich dann vielleicht gerade unterwegs bin und nicht zu Hause bei meinem kranken Hund sein kann. Besonders wichtig ist mir, dass ich meine Hunde vor Krankheiten schütze! Darum sind meine Hunde alle auch unter anderem gegen die gefährliche Leishmaniose geimpft.
Irgendwann kommt auch für jeden Hund der Tag X. Aus momentaner Sicht: Würden Sie sich wieder Hunde anschaffen?
Seit meiner Kindheit habe ich erlebt, dass Hunde uns auch wieder verlassen. Jedes Mal, wenn ein Hund stirbt, stirbt auch ein Teil von mir. Aber ein Teil dieses Hundes lebt weiter in mir und in meinen Hunden. Ich könnte mir ein Leben ohne Hunde nicht vorstellen.
Warum sind Sie Mensch-Hund-Therapeut geworden?
Ich bin davon überzeugt, dass damit es unserem Hund gut geht, damit wir keine Schwierigkeiten in unserer Beziehung zu unseren Hunden haben, damit der Hund sich wohl fühlt und es dann natürlich auch den Menschen gut geht, dass der Schlüssel zu dieser guten Beziehung der Mensch ist. Ich leide immer, wenn ich höre, dass ein Hund verurteilt wurde, weil er aggressiv geworden ist, und weggesperrt wird. Es ist aber eigentlich die Schuld des Menschen, dass der Hund so geworden ist. Das klingt ja sehr logisch und jeder wird mir sagen, dass er das versteht, aber meine tägliche Erfahrung in der Arbeit ist, dass leider viele Menschen nicht verstehen, wie wichtig es ist, dem Hund Ruhe Sicherheit und Struktur zu geben.
Welche Form von Kommunikation bevorzugen Sie persönlich, um mit Hunden „ins Gespräch“ zu kommen? Verbal, Emotional, Leine, Halsband, Geschirr ...?
Meine Philosophie ist: Wenn sich ein Mensch normal verhält, dann kann er sich mit seinem Hund verständigen. Zwischen Mensch und Hund gibt es eine instinktive Beziehung, der Hund versteht uns und wir verstehen den Hund. Leider haben die Menschen viele Probleme und verlieren diese instinktive Beziehung. Um diese Kommunikation wiederherzustellen, ist es wichtig zu erkennen, was dem Menschen fehlt. Das ist der wichtigste Teil meiner Arbeit.
Soll also heißen: Wenn Sie um Hilfe gebeten werden, helfen Sie erst dem Hundebesitzer, richtig?
Ich setze mich mit den Menschen oder der Familie an einem Tisch und lasse mir in aller Ruhe erzählen, warum sie mich gerufen haben. In diesem Gespräch erfahre ich schon viel über die Menschen und beobachte nebenbei schon den oder die Hunde. Nach diesem Gespräch erkläre ich, warum es diese Probleme gab und was wir tun müssen, damit die Beziehung wieder stimmt. Danach gehe ich dann dazu über, den Menschen praktisch zu erklären, was er ändern muss. Oftmals weinen die Menschen dann, in dem Moment, in dem sie erkennen, was sie falsch gemacht haben. Und oftmals sind die Menschen auch einfach nur sehr erstaunt darüber, wie einfach die Lösung ist.
Welche Menschen sollten Ihrer Meinung nach keinen Hund haben?
Menschen, die nicht bereit sind, die Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen, und Menschen, die sich einen Hund anschaffen und dabei nur daran denken, was der Hund ihnen geben kann, aber nicht daran denken, was der Hund braucht.
Unterstützen Sie Projekte für Hunde?
Mein eigenes! Immer wenn ich Zeit habe, rette ich einen Hund, dem keiner mehr eine Chance geben möchte. Diesen Hund rehabilitiere ich dann bei mir und bereite ihn dann auf ein Leben bei neuen Besitzern vor. Wenn das nicht möglich ist, bekommt dieser Hund bei mir seinen Platz fürs Leben.
Was gibt es Neues bei José Arce?
Ich bin sehr dankbar dafür, dass jedes Jahr immer mehr Menschen meine Workshops oder Seminare in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich besuchen. Ende dieses Jahres plane ich nun, nachdem mich so viele Menschen darum gebeten haben, mein erstes Seminar für Profis und Laien auf Mallorca. In diesem Seminar erkläre ich in der wunderschönen Umgebung Mallorcas den Menschen meine Philosophie und Methode, für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung.
Silke Richter